Die Zehn Gebote, von Mose einst in Steintafeln geritzt. Sie sind bis heute im Bewusstsein der Menschen verankert. Auch Jesus kannte sie. Eines Tages wird er gefragt: «Welches ist denn nun das wichtigste Gebot?» 
Jesus antwortet: «,Liebe Gott, den Herrn, von ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand!' Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ebenso wichtig ist aber das zweite: 'Liebe deinen Mitmenschen, so wie du dich selber liebst!' Hans Schmidt, geistlicher Vizepräsident im Landeskirchenamt Hannover:

Ich halte dies für eine sehr tiefe Einsicht, die auch durch Erfahrung belegt ist. Dass, wenn die Liebe zu Gott versiegt oder verkümmert, dann auch die Liebe zum Nächsten und zum Mitmenschen verkümmert. Hier gibt es einen inneren Zusammenhang. Man kann es auch anders sagen: Die Kultur der Nächstenliebe gründet in der Religion. Und wenn die Religion verloren geht, dann wird auch die Kultur der Nächstenliebe und der Nächstenhilfe verloren gehen. 

Liebe Gott und liebe deinen Mitmenschen. So faßt Jesus die Zehn Gebote zusammen. Er selbst hat so gelebt. Aus tiefer Liebe zu Gott schöpfte er die Kraft, ganz für die Menschen da zu sein.

Wir neigen heute dazu, die Nächstenliebe für das Selbstverständliche zu halten oder für ein Gebot zu halten, dass sehr naheliegend ist. Und wir vergessen dabei, dass die Nächstenliebe eine Voraussetzung hat, nämlich die Liebe zu Gott, den religiösen Grund. Und darum geht es.

Vertrauen in Gottes Liebe, die Erfahrung, dass ich gehalten werde im Glauben – erst das macht wirklich frei. Frei von Selbstzweifeln – wer bin ich eigentlich? Bin ich selbst in Ordnung? Geliebt? Angenommen?
Ja, von Gott, sagt mir mein Glaube. Aber ich werde im Glauben auch frei von Neid und Missgunst, meinem Nächsten gegenüber. Ich kann ihm so gegenübertreten, wie ich bin. Kann helfen wenn Not ist, ohne gleich auf eine Belohnung zu schielen.

Jesu hat das gespürt – wie nah Gottesliebe und Menschenliebe zusammengehören. Darum hat er den Inhalt der Zehn Gebote so kurz und knapp zusammengefasst. Hans Schmidt:

Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten und die Liebe zum Nächsten, sie gründet eben in der Gottesliebe.