Wort zum Monat Dezember 2006

Spröök för d' Dezembermaand 2006 - plattdüütsch
(die hochdeutsche Fassung finden Sie hier)

„Ji warrt ju freuen un Water drinken ut Borns, de ju dat Heil bringen doot."

(Jesaja 12, 3)

Fröher hebb ik mi immer up de Adventstied freut. Advent - dat weer wat Besünners. Dor gaff dat vööl, wat dat dat ganze Johr över nich gaff. Jede Mörgen stunn ik vull Bliedskupp vör mien Adventskalenner: 'n ganz eenfachen was dat man, mit löttje Biller achter de Döörkes. Intüschen is dat all wat anners worrn. Dominosteenen un Spekulatius gifft dat al siet September un in de Bloomengeschäften dudeln an'n Dodensönndag Wiehnachtslieder.
Advent - dat worrt immer anstrengender, seggen vööl, un ik sülst mark dat ok, dat mi de Wiehnachtsfreud immer mehr verlooren geiht.

Vör'n Tiedlang hebb ik in een Zeitung 'n Anzeig leest: „Schenken Sie Freude!" stunn dor, in groot Buchstaben. „Schenken S' Freud! Schenken S' xy!" Een Dannentack lagg dor ok tegen, dat man glieks wuss, wennher man disse Freud schenken sull. „Schenken S' Freud!" Eens hebben de Werbelüüd woll wust: Minschen bruuken Freud. Un in de Wiehnachtstied worrn vööl Lüüd dat besünners düdelk wies, dat hör dat an Freud fehlen deit in hör Leeven, ok wenn se't van alln hebben. Wat rackern wi uns nich all of, dat in disse Dagen wat van Freud to marken is. Man wi worrn ok jede Johr neij gewohr, dat'n Freud nich koopen kann. Ok wenn noch so vööl Werbelüüd uns dat wies maaken willn in d' Wiehnachtstied.

„Ji warrt ju freuen un Water drinken ut Borns, de ju dat Heil bringen doot." - seggt uns Jesaja in de Sproek för d' Dezembermaand (Jes. 12, 3) to. Dat klingt fein. Man so eenfach is das nich, leeve Jesaja. Du musst weeten, dat dat allerhand to klaagen gifft in uns Leven.

Obber halt: Wenn ik genauer henkiek, worr ik gewohr, dat de Israeliten to Jesaja sien Tieden ok nich to'n Jublileeren tomood weer. Se sünd verschleept worrn in't Exil nah Babylon. Wiet weg van to Huus sünd Lief un Seel trüürig un mööi. Man jüst nu hollt Jesaja hör eens vör Oogen: Denkt doran, wat Gott al all för jo daan hett. Ji weeten doch, dat he jo helpt. Dorum verlaat' jo ok nu up hum un glöövt mi dat: „Ji warrt ju freuen un Water drinken ut Borns, de ju dat Heil bringen doot."

Disse Oort van Freud, wor Jesaja van proot', hett nix to doon mit Glühwien un Dannenboom. Nich Freeden, Freud un Lebkookjes seggt he an, nee, dat Heil för de heele Welt. De Freud, de he meent, is ok denn noch dor, wenn de Zuckerguss, de wi in't Adventstied geern överall röverschmeern, al lang hart worrn un wedder köttbrooken is.

Christus hett uns annohmen, dat fiern wi in't Advents- un Wiehnachtstied, jede Johr neij. De groode Gott, för de wi Minschen eegens bloot bang wesen köönen, wiel wi nooit so wesen köönen, as he uns hebben will, disse groode Gott worrt een van uns. He kummt as Kind in disse Welt. Worum deit he dat, worum verzicht' he dor up, sük dörtosetten, worum maakt he sük sülst minner, as he is? Dor gifft bloot een Grund för: He will uns wiesen, wo leev he uns hett. He will uns marken laaten, dat he för uns dor is.

Wat dat bedütt', verstah ik, wenn ik de Geschicht van de löttje Jonathan lees: Mit de Harders, vertellt disse Geschicht, kummt ok de achtjohrig Jonathan in Bethlehems Stall. He kikkt dat Jesuskind an un fangt an to roaren. „Worum weenst du?", fraggt Jesus. „Wiel ik di nix mitbrocht hebb!", snückert Jonathan. „Du kannst mi trotzdem wat geven." meent Jesus. Dor worrt Jonathan rot vör Freud un seggt: „Ik will di dat Moijste geven, wat ik hebb!" „Dree Saaken will ik van di hebben.", seggt Jesus. „Ja", meent de löttje Jung. „mien Mantel, mien elektrisch Isenbahn un dat feine Book mit de moije Biller, dat is dat Beste, wat ik hebb." „Nee", seggt Jesus, „dat all bruuk ik nich. Dorto bün ik nich koomen in disse Welt. Nee, schenk mi dien letzte Mathearbeit!" Jesus seggt dat ganz sacht, dat nüms anners dat höören kann. Man Jonathan verfehrt sük doch. „Jesus", whispert he un kummt ganz dicht an de Krüpp, „dor steiht ‚ungenügend' unner." „Genau, dorum will ik hör ja hebben. Du sallt mi allns brengen, wor in dien Leben ‚ungenügend' unner steiht. Ik will di helpen, dat du dor mit kloor worrst. Man nu will ik noch'n tweeden Geschenk van di", seggt Jesus. „dien Melkbeeker." „Man de hebb ik doch vermörgens kött maakt!", verschrickt Jonathan sük weer. „Ja, man breng mi man driest ok dat, wat du in dien Leven kött maakt hest. Ik will dat weer heel maaken. Un nu dat darde, wat ik geern van di hebben will. Breng mi doch de Antwoord, de du dien Mooder vermörgens geven hest." „As se mi froog, wo de Beeker kött gahn weer?" „Ja." Nu leggt Jonathan sien Kopp an de Kant van de Krüff un fangt noch'mal bitterlich an to roaren: „Ik, ik hebb hör seggt, de Beeker weer runnerfallen, man in Wirklichkeit hebb ik hum mit düll Kopp up Grund schmeeten." „Ja", seggt Jesus, „breng mi all dien Leegeree, all dien Dülligkeit, all dat, wat du nich recht maakt hest, ik will di dat nahsehn un di helpen. Ik will di dor free van maaken un di so annehmen, as du büst. Wullt du di dat van mi schenken laaten?" Jonathan weet nich mehr, wat he noch seggen sall. Man sien Hart is full van Freud."

Disse Freud bruukt wi jüst so nödig to't Leven as Water. Pastorin Anita Christians-Albrecht






Anita Christians-Albrecht
Burgdorf
Beauftragte für plattdeutsche Verkündigung

Homepage: www.plattduetsch-in-de-kark.de











Und hier die hochdeutsche Fassung des Textes:
Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils.
(Jesaja 12, 3)


Früher habe ich mich immer auf die Adventszeit gefreut. Das war etwas Besonderes. Da gab es so viel, was es das ganze Jahr über nicht gab. Jeden Morgen stand ich voller Freude vor meinem Adventskalender: Ein ganz einfacher war das nur, mit Bildern hinter den Türen. Inzwischen hat sich da viel geändert. Dominosteine und Spekulatius gibt es schon im September und in den Blumenläden spielt man am Totensonntag Weihnachtslieder.

Die Adventszeit wird immer anstrengender, sagen viele, und ich selber merke auch, dass mir die Weihnachtsfreude immer mehr verloren geht.

Vor einer Weile habe ich in einer Zeitung eine Anzeige gelesen. „Schenken Sie Freude!", stand dort in großen Buchstaben. „Schenken Sie xy!" Ein Tannenzweig war auch mit abgebildet, so dass man sofort wusste, wann man diese Freude schenken sollten. „Schenken Sie Freude!" - Eins haben die Werbeleute verstanden: Menschen brauchen Freude. Und in der Weihnachtszeit merken viele Menschen das besonders deutlich, wenn ihnen diese Freude fehlt in ihrem Leben, auch wenn sie eigentlich alles haben. Erstaunlich, wie sehr wir uns anstrengen, dass in diesen Tagen etwas von Freude zu merken is. Aber wir erfahren es auch jedes Jahr wieder, dass man Freude nicht kaufen kann. Auch wenn noch so viele uns das weismachen wollen in der Weihnachtszeit.

„Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils." - sagt Jesaja uns im Monatspruch für Dezember (Jes. 12, 3) zu. Das klingt schön. Aber so einfach ist das nicht, lieber Jesaja. Du musst wissen, das es da so einiges zu beklagen gibt in unserem Leben.

Aber halt: Wenn ich genauer hinschaue, sehe ich, dass den Israeliten zu Jesajas Zeiten auch nicht zum Jubilieren zumute war. Sie sind verschleppt worden ins Exil nach Babylonien. Fern der Heimat sind Leib und Seele traurig und müde. Aber gerade nun erinnert Jesaja sie an eines: Denkt daran, was Gott alles schon für euch getan hat. Ihr wisst doch, dass er euch hilft. Darum verlasst euch auch jetzt auf ihn un glaubt mir: „Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils."

Diese Art von Freude, von der Jesaja redet, hat nichts mit Glühwein und Tannenbaum zu tun. Nicht Friede, Freude; Lebkuchen sagt Jesaja an, sondern das Heil für die ganze Welt. Die Freude, die er meint, ist auch dann noch da, wenn der Zuckerguss, mit dem wir in der Adventszeit gerne alles überdecken, schon lange hart geworden und wieder kaputt gebrochen ist.

Christus hat uns angenommen, das feiern wir in der Advents- und Weihnachtszeit, jedes Jahr neu. Der große Gott, für den wir Menschen eigentlich nur Angst haben können, weil wir seinen Ansprüchen nie genügen werden, dieser große Gott wird einer von uns. Er kommt als Kind in diese Welt. Warum macht er das. warum verzichtet er darauf, sich durchzusetzen, warum erniedrigt er sich selbst? Dafür gibt es nur einen Grund: Er will uns zeigen, wie lieb er uns hat. Er will uns spüren lassen, dass er für uns da ist.

Was das bedeutet, verstehe ich, wenn ich die Geschichte des kleinen Jonathan lese: Mit den Hirten, erzählt diese Geschichte, kommt auch der achtjährige Jonathan in Bethlehems Stall. Er schaut das Jesuskind an und fängt an zu weinen. „Warum weinst du?", fragt Jesus. „Weil ich dir nichts mitgebracht habe!", schluchzt Jonathan. „Du kannst mir trotzdem etwas geben.", meint Jesus. Da wird Jonathan rot vor Freude und sagt: „Ich will dir das Schönste geben, was ich habe!" „Drei Sachen will ich von dir haben.", sagt Jesus. „Ja", meint der kleine Junge, „meinen Mantel, meine elektrische Eisenbahn und das schöne Buch mit den schönen Bildern, das ist das Beste, was ich habe." „Nein", sagt Jesus, „das alles brauche ich nicht. Dazu bin ich nicht in diese Welt gekommen. Nein, schenk mir deine letzte Mathearbeit!" Jesus sagt das ganz leise, dass niemand sonst es hört, aber Jonathan erschrickt sich trotzdem. „Jesus", flüstert er und kommt ganz nahe an die Krippe heran, „da steht ‚ungenügend' drunter." „Genau, darum will ich sie ja haben. Du sollst mir all das bringen, wo in deinem Leben ‚ungenügend' drunter steht. Ich will dir helfen, das due damit klar kommst.
Aber nun möchte ich noch ein zweites Geschenk von di", sagt Jesus. „deinen Milchbecher." „Aber, den habe ich heute morgen doch kaputt gemacht!", erschrickt Jonathan sich wieder. „Ja, aber bringe mir auch ruhig das, was du in deinem Leben kaputt gemacht hast. Ich will es wieder heil machen.
Und nun das dritte, was ich von dir haben will. Bring mir doch die Antwort, die du deiner Mutter heute morgen gegeben hast." „Als sie mich fragte, wie der Becher kaputt gegangen sei?" „Ja." Nun legt Jonathan seinen Kopf auf den Rand der Krippe und fängt wieder bitterlich an zu weinen: „Ich, ich habe ihr gesagt, dass der Becher runtergefallen sei, aber in Wirklichkeit habe ich ihn voller Wut auf den Boden geworfen." „Ja", sagt Jesus, „bringe mir all deine Lügen, all deine Wut, all das, was du verkehrt gemacht hast. Ich will dir vergeben und dir helfen. Ich will dich davon befreien und dich so annehmen, wie du bist. Willst du dir das von mir schenken lassen?" Jonathan weiß nicht, was er noch sagen soll, aber sein Herz ist voll Freude.

Diese Freude brauchen wir genau so dringend zum Leben wie Wasser.
Pastorin Anita Christians-Albrecht





Anita Christians-Albrecht
Burgdorf
Beauftragte für plattdeutsche Verkündigung

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