Wort zum Monat August 2006

Jesus Christus spricht:
Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

(Johannes 10, 10)

Hier ist das Leben! - so werben heute viele Einrichtungen und Urlaubsorte. Wo etwas los ist, da ist Leben. Wo so richtig Stimmung ist. Und wenn ich manchmal erzähle, wo wir so Urlaub machen, dann ernte ich Kopfschütteln und verständnislose Blicke: Da ist doch nichts los. Da ist doch total tote Hose ...

Also ich habe es auch manchmal ganz gern, wenn so richtig viel los ist. Ein Fest zu feiern, Freunde zu Gast zu haben, das ist eigentlich durch nichts zu übertreffen. Aber ein Fest geht irgendwann zu Ende, die Freunde reisen ab und der sogenannte "graue" Alltag kehrt wieder ein. Wie gern würden wir dieses Gefühl festhalten. Wir betrachten immer wieder die Bilder und Filme und wissen doch: das ist nicht wirklich das Leben. Das sind wunderschöne Erinnerungen, aber sie kommen nicht wieder. Und auch, wenn wir das Fest wiederholen - es ist doch nie dasselbe.

Die Sehnsucht nach solchen Festen bleibt. Und das ist auch gut so. Aber Leben ist mehr. "Leben ist mehr als Rackern und Schuften, Leben ist mehr als Kohle und Kies, Leben ist mehr als Warten auf Morgen ... Leben ist mehr als Hetzen und Jagen, Leben ist mehr als nur Theorie, Leben ist mehr als Zweifeln und Fragen, Leben ist hier, jetzt oder nie." (Rolf Zuckowski) Und es ist mehr als tolle Feste und Urlaubszeiten. Es ist das Umfassendste, was wir uns denken können. Und es ist das Kostbarste, alles inbegriffen.

Als Christen können wir ganz getrost sein, wenn wir hören, dass Jesus uns das Leben und volle Genüge bringt. Das ist keine LKW-Ladung in genau abgepackten Portionen, sondern ein immer fließender Strom. Als Christen können wir wunderbar feiern, aber wir gehen auch im Alltag nicht unter. Vor allem verliert das alltägliche Leben seinen grauen Anstrich. Mit Jesus zu leben ist, als ob die Farbe in mein Leben kommt.

Und wenn wir in den Urlaub fahren, dahin, wo "nichts los" ist, dann merken wir, wie viel dort los ist. Wie gut es tut, einfach einmal die Beine auszustrecken, sich Zeit zu nehmen für all das, was sonst zu kurz kommt. Und wenn ich das Urlaubsprogramm mancher Menschen höre, dann möchte ich sagen: Lass doch dein Handy zu Haus und den Laptop und all die anderen Dinge, die du für so unverzichtbar hältst. Schau einfach mal wieder den Menschen ins Gesicht. Oder genieße eine Sommerwiese oder den Schatten der Bäume im Wald. Und vielleicht gehörst du ja auch zu den vielen, die im Urlaub plötzlich mal wieder in eine Kirche gehen (und wenn auch nur wegen der Kunstschätze). Dort können wir zur Ruhe kommen und zum Hören. Wir erfahren die Freundlichkeit Gottes, der uns in seinem Sohn das Leben und volle Genüge bringt.

Einen gesegneten Urlaub!
Pastor Karl-Martin Voget



Karl-Martin Voget
Pastor in der Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz in Hannover-Mittelfeld

Homepage: www.gnaden.de


Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
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