Wort zum Monat Juli 2002

Jesus Christus spricht:
Ich bin das Brot des Lebens.

(Johannes 6, 48)

Mitte Juni war ich in dem kleinen Dorf Bademühlen bei Zeven. Es gab Kaffee und Butterkuchen in der örtlichen Wassermühle; malerisch gelegen am Mühlteich, der zugehörige Hof dicht dahinter. Gut 500 Jahre steht dort jetzt schon eine Mühle, und bis kurz nach dem Krieg wurde dort das Mehl gemahlen. Dann verfiel die Mühle, und erst vor drei Jahren wurden die schadhaften Teile repariert. Nun mahlt sie wieder. Einladend steht die Tür der Mühle jeden Tag offen. Die freundlichen Mühlenbesitzer bringen Schaufelrad sowie Mahlwerk für Besucher gerne in Gang und man kann viel über den Weg vom Korn zum Mehl erfahren.
In dieser urtümlichen Umgebung wird einem bewusst, was Brot ist: Geschenk des Himmels und der Erde - und Frucht der menschlichen Arbeit. Brot - das ist das Lebensmittel schlechthin. In solch einer Umgebung bekommt man auch in unserer technisierten Zeit einen Blick für die Grundlagen des Lebens: Brot ist Leben.
Und da kommen mir dann auch solche Worte wie aus dem Johannes-Evangelium näher: "Jesus Christus spricht: Ich bin das Brot des Lebens." (Joh 6, 48) - Es geht um das, was ich wirklich zum Leben brauche und nicht um all' die vielen kleinen Annehmlichkeiten, die der Alltag so bietet. Ob es nun die edle Sahnetorte ist, der Breitbild-Fernseher oder die Klimaanlage im Auto: diese Dinge sind zeitweilig ganz nett, aber zum Leben brauche ich sie nicht wirklich.
"Brot des Lebens" ist für mich dagegen das, was die Grundlage für mein Leben ist. Und neben den nötigsten materiellen Voraussetzungen ist das für mich die Liebe, die Liebe Gottes. Durch Jesus aus Nazereth ist mir, wie vielen anderen, deutlich geworden: Letztlich verdanke ich es Gott, dass ich auf dieser Welt bin und leben kann. Und meine Seele wird gestärkt, dadurch dass ich etwas von seiner Liebe zu mir ahne. Ich bin etwas wert, weil ich eins s e i n e r Geschöpfe bin und weil mir seine Liebe gilt.
Dieses Wissen nehme ich mit in meinen Alltag wie ein Stück Schwarzbrot: Da gibt es manchen Belag und manche Verzierung, aber das Brot ist die Grundlage - das Brot des Lebens. Das gibt Geschmack und Fülle; das lässt mich auch innerlich aufleben und nicht in den vielerlei Dingen des Alltags untergehen.Pastor Peter Seydell



Peter Seydell
Pastor

Homepage: kirchengemeinde-zeven.de

Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
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