Wort zum Monat Juni
Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark! Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!
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| Das gibt's tatsächlich: das „Wächteramt der Kirche". Klingt ein wenig altmodisch, für manche Ohren vielleicht sogar leicht anmaßend - ist aber heute so wichtig wie eh und je. Christinnen und Christen üben das Wächteramt aus, wenn sie sich öffentlich einmischen. Wenn sie zum Beispiel für Frieden, Bewahrung der Schöpfung oder den Gottesbezug in der EU-Verfassung eintreten. Sie überlassen unsere Gesellschaft nicht sich selbst, sondern schauen genau hin und sind wach, wenn es ungerecht, unsozial, unchristlich zugeht.
So etwas wie ein Wächteramt ist freilich immer umstritten - das gehört dazu. Wie weit darf und soll sich Kirche in die Politik einmischen? Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat 1996 vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gesagt: „Es kann (…) nicht darum gehen, Politik zu "machen", aber es geht halt doch darum, Politik möglich zu machen. Das ist es, was nach meinem Verständnis mit dem Begriff "Wächteramt" verbunden war und, soweit ich sehe, auch bleibt." Als Beispiel erinnert er an die Ostdenkschrift der EKD aus der Mitte der sechziger Jahre als einen Beitrag zur Versöhnung und Herstellung einer humanen Atmosphäre im deutsch-polnischen Verhältnis. Und fügte hinzu: "Wie sonst soll man sich denn versöhnen? Das ist, wie ich meine, kein angemaßtes politisches Wächteramt, sondern das ist die Sprache der Kirche, die Hilfe der Kirche, unsere Sache, unser Glauben." (( -> Zitat)) „Wachet, steht im Glauben, seid mutig und seid stark"! Diese Grundformulierung des Wächteramts steht am Ende des ersten Briefs des Paulus an die Gemeinde in Korinth, sozusagen unter der Rubrik „Ermahnungen und Grüße". Er steht dort als eindringlicher Appell - das muss nicht diskutiert werden, das ist klar: ihr habt das Wächteramt. Euer Glaube ist keine Geheimwissenschaft und bleibt nicht im stillen Kämmerlein. Er provoziert ein Verhalten und ein Tun. Er mischt sich ein. Das christliche Wächteramt gibt es aber nicht ohne den zweiten Satz: „Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen". Daran lässt es sich erkennen und muss es sich messen lassen, immer und überall, privat, in der Gemeinde, in der Gesellschaft. Und wie schon oben angemerkt: wenn es gelingt, dann gibt es auch ein klares Ergebnis - nämlich Versöhnung! Das „Wächteramt in Liebe" ist erfolgreich, wenn es die Versöhnung Gottes weitergibt: „Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!" (2. Korinther 5, 19). 
Johannes Neukirch Hannover Internetbeauftragter der Landeskirche Homepage: www.evlka.de
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