Wort zum Monat Mai 2005

Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

(Apostelgeschichte 2, 42)

Der Kirche laufen die Gläubigen davon.
Zum Kirchentag werden Hunderttausende erwartet.
Gegensätze und doch kein Widerspruch.
Die Einen denken vielleicht mehr an das, was mal war. Die „gute, alte Zeit". Die Anderen sehen nach vorn, sind gespannt, was die Zukunft bringt, wollen Grenzen ausloten und überwinden.
Unausrottbar ist das Vorurteil, die Kirche sei von gestern und Glaube an Jesus nicht zeitgemäß.

Ich sehe es anders.

Das wird Sie vermutlich nicht überraschen. Aber ob Sie mir zustimmen werden?
Die ersten Christen vor fast zweitausend Jahren hatten mit der gleichen Frage zu kämpfen, die uns heute umtreibt: was gibt mir Mut für das Morgen, was gibt mir Halt für das Jetzt, wo finde ich, was mich nicht blockiert und fesselt?
In der Gemeinschaft fanden sie diesen Halt, im Hören auf das Evangelium fanden sie diesen Mut.
Und sie erfuhren, wie wenig sie davon festhalten konnten.
Das Brot, das sie brachen, verzehrte sich. Aber es erinnerte sie an Jesus, der gesagt hatte: Ich bin das Brot des Lebens. Keiner, der zu mir kommt, wird jemals wieder Hunger leiden, und niemand, der an mich glaubt, wird jemals wieder Durst haben.
Die Gebete verklangen mit den Stimmen, und die Antwort Gottes war nicht immer zu hören. Aber wenn sie beteten, erinnerten sie sich daran, daß Jesus gesagt hatte: Bittet, so wird euch gegeben.

Und weil das Ewige vergänglich schien, haben sie gelernt, was bis heute nichts an Realität, Aktualität oder Glaubwürdigkeit verloren hat: der Glaube ist nicht historisch, vergangen, konserviert. Der Glaube lebt im Wechsel und gleichzeitig in der Beständigkeit, der Tradition im besten Sinne. Darum brauche ich die Gemeinschaft, die schützende und bewahrende Gemeinschaft, die es mir ermöglich, neue Wege zu gehen.
Darum bin ich in der Kirche, trotz mancher Kritik. Und so wie ich mich verändere, verändert sich auch die Kirche. Und der mich hält, hält auch die Kirche.

Wenn dein Kind dich morgen fragt ... gut, wenn du eine Antwort weißt!

Hunderttausende werden vom Kirchentag wieder nach Hause gehen. Mögen sie in die Kirchen, in die Gemeinden gehen und sie verändern zu lebendigen Gemeinden - gerade indem sie beständig bleiben in Lehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet.

Mehr zum Kirchentag: Pastor Karl-Martin Voget





Karl-Martin Voget
Pastor in Rethmar und Haimar

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