Wort zum Monat April 2003

Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist.

(Römer 12, 2)

Auf einmal waren sie da, Regenbogenfahnen mit der Aufschrift "Pace". Als Zeichen des europaweiten Protestes gegen den Krieg im Irak waren sie bei den Demonstrationen immer häufiger zu sehen. Fröhliche, aufmunternde Hingucker, wohltuend auch, weil sie ein verbindendes Symbol sind.
Gerade auch bei Christen und Kirchengemeinden sind sie sofort beliebt, denn mit dem Regenbogen als Friedenszeichen wissen wir uns doch seit Noahs Zeiten in guter biblischer Tradition. Jahre schon ziert er in unserer Gemeinde die Osterkerze und die daran entzündeten Taufkerzen. Gott hat sich mit der Welt versöhnt, kommt uns Menschen mit seiner Liebe entgegen.
Jetzt wehen die Farben des Lebens, verbreiten eine andere Stimmung als die düsteren Tarnfarben der Gewalt und des Todes.
Dank Internet und Suchmaschine ist Herkunft und Bezugsquelle schnell zu ermitteln: www.friedensfahnen.de; christliche Friedensgruppen haben mit für die Verbreitung gesorgt.
Endlich einmal erleben wir eine breite Übereinstimmung in der Ablehnung dieses völkerrechtswidrigen Krieges. Das tut gut, Einigkeit ist ein starkes Gefühl. Von einem Alleingang der deutschen Regierung ist kaum mehr die Rede, von einem Alleingang der amerikanischen Administration in einer fragwürdigen Koalition der Willigen, doch ohne UN Mandat immer klarer.
Selten sprachen so viele Kirchen mit einer Stimme, wurde so eindeutig zu Friedensgebeten aufgerufen. Wer meint im Namen Gottes Krieg führen zu können, nimmt ihn in Geiselhaft. Frieden lässt sich nicht mit Gewalt erzwingen.
Nach der ersten Woche des Krieges wird deutlich, die militärische Übermacht wird nicht als Befreiung begrüßt, die täglichen Bilder zeigen, wie Leid und der Not bedrückend zunehmen. Da wird neuer Hass, weitere Aggression geschürt.
Aber es reicht nicht sich dagegen zu stellen, Gottes Friedenswillen zu bezeugen. Es wäre fatal uns auf der anderen, richtigen, gar gerechten Seite zu wähnen. Es wäre eigene Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit, Gott vereinnahmend auf unsere Fahnen zu schreiben. Wir sind ja Teil dieser Welt, tragen Mitverantwortung für die Ursachen dieses Konflikts, haben mitverdient durch die Rüstungsproduktion unseres Landes.
Den Ruf zur Umkehr und Erneuerung des Sinnes müssen wir auch selber hören, uns selbst immer wieder fragen, was um Gottes Willen richtig und zu tun ist, wann und wo wir uns doch wieder der Welt gleichgestellt haben, uns in der breiten Masse, in der mitreißenden Strömung wohler gefühlt, als auf dem mühsameren Weg des Fisches gegen den Strom auf dem Weg zur Quelle. Es ist eine Zeit der Not, wo nicht nur unser Friedenswunsch sichtbar werden darf und soll, sondern wir handeln müssen. Die Weltgemeinschaft muss erneuert und neu gestaltet werden. Wo wir einander nicht bekämpfen sondern zum Leben helfen, tun wir was dem Frieden dient. wer so alles dabei war ...






Ele Brusermann
Pastor in Weyhe-Leeste
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