Wort zum Monat März 2007

Ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.

(Römer 8, 18)

Der Blick ist ratlos. Die ganze Körperhaltung drückt Verzweiflung aus.
"Sie war doch noch gar nicht so alt! Und was wird mit den Kindern? Schaff ich das als Vater denn allein überhaupt?"
...
Es gibt Situationen, da bin ich auch als Christ und Pastor sprachlos. Jedes Wort scheint so sinnlos und leer. Aber das Schweigen ist auch nicht besser. Wie eine Zentnerlast liegt es auf uns. Ich bete still in meinem Herzen und ringe um eine Antwort, irgendetwas Hilfreiches. Und ich wünschte, das Leben wäre manchmal einfacher...
Ich kann verstehen, wenn Menschen wegen des Leides an Gott verzweifeln und ihren Glauben verlieren. Aber gerade wenn ich mit meinem Gott hadere und nicht mehr weiter weiss, spüre ich seine Nähe besonders. Er lässt mich nicht allein, auch nicht in der Not.
Vor vielen Jahren habe ich es einmal in einem Schaukasten gelesen und nie mehr vergessen: "Gott beschützt uns nicht vor Gefahr, sondern in der Gefahr. Die Bibel verschweigt uns nicht, dass dieses Leben voller Anfechtungen und Beschwernissen ist. Die "Leiden dieser Zeit" werden oft viel konkreter benannt, als uns das lieb ist. Und der, der diesen Vers geschrieben hat, wußte durchaus, wovon er schrieb. Paulus war kein Träumer, kein weltfremder religiöser Spinner. Er war ein kluger und scharf denkender Kopf, und seine Briefe gehören nicht zu den einfachsten Schriften des Neuen Testamentes. Und darum gehört der Vers aus dem Römerbrief für mich zu den wichtigen Merkversen des Glaubens. Wenn wir abzuheben drohen, dann holt er uns auf den Boden der Realität zurück.
Was ich dem Mann damals gesagt habe? Ich weiß es nicht mehr. Es gibt auch kein Patentrezept, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten kann. Wahrscheinlich muß ich es einfach lernen, auch das auszuhalten. Jesus hat selbst das ausgehalten, was ich niemals schaffen werde. Aber weil er mich hält, weil er auch Sie hält, können wir das Leben aushalten. Mit allen Freuden, aber auch mit allen Leiden. Und dass das kein billiger Trost ist, werden wir am Ende aller Zeit erfahren - dessen bin ich gewiß.
Pastor Karl-Martin Voget






Karl-Martin Voget
Pastor in der Gnadenkirche zum Heiligen Kreuz in Hannover-Mittelfeld
www.gnaden.de

Die Meditationen wurden veröffentlicht im Rahmen der
Homepage der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.
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