Der Weihnachtsmann bringt Dich wieder zurück zur TagesseiteJohanna kam gut gelaunt nach Hause. Herrmann hatte schon Abendessen gemacht, und die Melancholie vom letzten Sonntag war vergessen. Man besprach schon mal Heilig Abend. Es waren nur noch sechs Tage und die Baumfrage war noch zu klären. Kleiner als im letzten Jahr, weil günstiger und nicht so eng. Alma und die Bückeburger sollten doch einen Umschlag bekommen "Fröhliche Weihnachten wünschen Eure Johanna und Euer Herrmann" wie jedes Jahr. Eine Ente sollte es in diesem Jahr sein, eine kleine, nur für sie beide. Alles war besprochen, am Freitag sollte er den Baum holen, und so weiter.
Dann setzten sie sich ins Wohnzimmer. Johanna zum Stricken, Herrmann zum Zeitunglesen. Nach einer Zeit hielt sie inne, im Radio war gerade Bing Crosby zu hören: "White Christmas".
"Weißt Du, was der gnädige Herr sich letztens geleistet hat? Ich wußte ja nicht so genau, ob er noch, na ja, ganz richtig war! Da kommt er in die Küche, die gnädige Frau erwarteten wir erst spät, mit einem Backbuch in der Hand. Wo denn Mixer, Schüssel und die ganzen Sachen seien, fragte er mich. Und was glaubst Du, hat er gemacht? Er hat einen Birnenkuchen gebacken, mit einem großen Herzen darauf, für seine Frau." Sie schüttelte den Kopf. "Und die Küche sah aus! Zwischendurch habe ich doch einmal nach dem Rechten gesehen und habe das Éine oder Andere gerettet, aber er hat sich tapfer geschlagen! Nur das Herz war etwas krumm und schief geworden."
Herr Kaddig schmunzelte in sich hinein. Einen Kuchen. Dieser Jansen! "Und was dann?" fragte Herrmann möglichst uninteressiert, um keinen Verdacht zu erwecken. "Und dann? Das glaubst Du nicht - die gnädige Frau kam zur Tür herein, völlig fertig, eigentlich die richtige Situation für einen Streit über Tims Schulleistungen. Da überreicht er ihr den Kuchen, und sie ist hin und weg, das große Herz sei wundervoll. Dann Friede, Freude, Birnenkuchen und ein herzlicher Kuß. Seit langem das erste Mal, glaube ich." Wieder schüttelte sie ungläubig den Kopf. Herrmann wuchs innerlich mehr und mehr - tja, von wegen ausgedacht!

© M.B. 1997