Heilig Abend. Das
Bäumchen war geschmückt, und Herrmann hatte nicht geschlafen. Johanna
war furchtbar aufgerecht, bügelte ein Hemd nach dem anderen und verwarf
die Garderoben dann wieder.
Krank sein. Er fühle sich nicht wohl, Johanna ginge alleine, er als
Weihnachtsmann hinterher. Seine Frau zufällig auch krank, und dann er
die ganze Zeit mit Rauschebart am Tisch - eine Möglichkeit nach der
anderen wurde verworfen, wie Johanna die Kleider verwarf.
Dann war es soweit. "Herrmann, der Bus fährt gleich. Beeil Dich, wir
müssen los!"
Er beeilte sich.
An der Bushaltestelle dann: "Oh, Hanna! Wir haben die Kerzen brennen lassen!"
Er war sich wirklich nicht sicher. "Ich gehe zurück. Fahr Du nur vor,
ich komme nach!" "Ach was, Herrmann, die Kerzen sind doch aus, wir müssen,
da, der Bus kommt!" Herrmann war schon weg. "Ich sehe lieber nach!" Der Bus
hatte vor Johanna gehalten, sie stieg automatisch ein, hatte noch nicht alles
ganz begriffen. Herrmann winkte ihr noch.
Johanna erklärte zum wiederholten Male, wie leid es ihr täte, ihr
Mann käme nach. Man rätselte, wo denn die Übrigen blieben.
Frau Jansen hatte den Birnenkuchen angeschnitten. Eigentlich die falsche
Reihenfolge, vor dem Abendessen, aber man war ja so aufgeregt.
Da pochte es laut an der großen Haustür. Johanna stand automatisch
auf, aber der gnädige Herr war schneller. Die Kinder guckten erschrocken
und erwartungsvoll zugleich. Schnee wehte ins Haus, eine weiße Wand.
Draußen stürmte es wieder. Ein lautes 'Hohoho', dann ein roter
Bauch, schwarze Stiefel, "Fröhliche Weihnachten!". Nicht nur die Kinder
waren tief beeindruckt. Ein imposanter Auftritt, dachte Herr Jansen, und
begrüßte den Weihnachtsmann freundlich. Der überreichte allen
ein paar Geschenke. So mußte sich der Weihnachtsmann fühlen. Er
war der Weihnachtsmann. Die Augen aller Anwesenden glänzten vor
Freude. "Ich wünsche allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest,
Tim und Lisa, Herrn und Frau Jansen, Frau Kaddig. Ein hervorragender
Birnenkuchen!"
Er wandte sich wieder zum Gehen. Es warteten noch soo viele kleine und
große Kinder, er hätte sich schon viel zu lange aufgehalten und
müsse nun weiter. "Aber natürlich", sagte Herr Jansen, und der
Weihnachtsmann ging wieder. An der Tür meinte Herr Jansen noch: "Bis
nachher dann!"
Kurz darauf klingelte es wieder an der Tür. "Entschuldigung, daß
ich zu spät bin. - Du hattest natürlich Recht, Johanna." wandte
sich Herr Kaddig dann an seine Frau.
Die Kinder waren mit Auspacken beschäftigt,
und die vermeintlich Erwachsenen freuten sich an dem Anblick wie eine Familie.
Draußen ertönten leise Glöckchen, zartes Traben von Hufen
war zu hören, dann eine tiefe Stimme: "Brrr, meine Lieben. Hohoho!"
Es rumpelte an der Tür, der Schnee stob durch die Ritzen, und bevor
jemand an der Tür war, verklangen die Glöckchen und es war wieder
still.
Herr Kaddig und auch Herr Jensen waren ganz verblüfft. Wer sollte
das noch sein? Johanna ging zur Tür und öffnete. Was sie dort
fand?
© M.B. 1997
Allen ein Gesegnetes Weihnachtsfest!