Der Weihnachtsmann bringt Dich wieder zurück zur TagesseiteDraußen war es jetzt Winter wie schon lange nicht mehr. Es schneite unaufhörlich in dicken Flocken. Der Wind peitschte gegen die großen Glastüren, und jedes Mal, wenn ein vermummter Kunde in die Passage trat, brach das weiße Getöse von draußen in die festliche Geschäftigkeit drinnen, der Boden war für kurze Zeit schneeweiß, und dieser Jemand schüttelte und klopfte sich eine ganze Weile, bis er zufrieden das Äußere wiederhergestellt hatte und sich unter die Kaufenden begeben konnte. Der Ärger über das Wetter draußen verschwand aus den Gesichtern; Fröhlichkeit nahm seinen Platz ein.
Da kam schon wieder einer - aber nein, keine Spur von Stimmungswandel. Der blieb so dunkel, wie es draußen dunkel und kalt war. Wie schade. Der Weihnachtsmann sah es nicht gern, wenn die Leute so griesgrämig dreinschauten in seiner Passage - und der Filialleiter noch weniger, denn: "Kaufen geht durch's ...". Egal. Der Weihnachtsmann war irgendwie beleidigt. Im Laufe der Zeit fühlte er sich verantwortlich für die Kunden, die hier ein- und ausgingen - schließlich war er für das Herz zuständig ...
"Frohe Weihnachten, junger Mann!" rief er und ging ihm strahlend und wichtig entgegen. "Ja, ja, frohe Weihnachten, das hatten wir schon!" Jetzt fiel es dem Weihnachtsmann wieder ein: der Mann mit dem Handy - ohne Zeit. Trotz dieser Abfertigung nahm er sich noch einmal zusammen. "Haben Sie eigentlich Kinder?" rief er ihm hinterher. Der Mann lief weiter, hielt dann inne und sagte im Umdrehen: "Ja - wieso?" "Ich habe mir gedacht, sie würden sich über ein kleines Geschenk freuen. Jungen oder Mädchen?" "Sowohl als auch, ich meine: von jedem eines." Der Weihnachtsmann griff tief und bedeutungsvoll in seinen Sack und brachte ein gelbes Stoffentenküken und einen kleinen Rettungswagen hervor. "Hier! Und richten Sie schöne Grüße an die Kleinen aus. Sie sollen schön brav sein. Der Weihnachtsmann weiß das nämlich alles - hoffentlich freuen sie sich auch darüber?" "Ich weiß nicht, aber doch, ich denke schon!" "Und nun Frohe Weihnachten, mein Herr!" sagte der Weihnachtsmann und sah überglücklich das leise Lächeln im Gesicht des jungen Mannes, der noch freundlich nickte und davonschlenderte. So müßte es öfter sein.

© M.B. 1997