Am Weihnachtsfest
scheiden sich die Geister. Das war schon früher so, und das ist auch
heute noch so. In der fast 2000-jährigen Geschichte des Christentums
war die Gestaltung dieses Festes stets umstritten -
seit seiner offiziellen Einführung im 4. Jahrhundert bis zu den Versuchen
kritischer Zeitgenossen in Ost und West, es ganz abzuschaffen. Dennoch lebt
dieses Fest weiter, zur Freude der Geschäftswelt und der Gläubigen
und zum Ärger derjenigen, die den sinnentleerten Rummel und die Verquickung
von Kult und Kommerz ablehnen.
Jede Zeit und jede Gesellschaft schafft sich ihre Feste oder prägt sie
neu nach den vorherrschenden Vorstellungen und Bedürfnissen. So ist
auch unser "deutsches" Weihnachtsfest in seiner heutigen Prägung ein
weiter entwickeltes Produkt des Großbürgertums des 19. Jahrhunderts.
Wenn wir den damals bereits gewebten Schleier von Kommerz und Konsum, der
sich über dieses Fest gelegt hat, hinwegziehen, stoßen wir auf
die alten Wendefeste der christlich bäuerlichen Bevölkerung. Dabei
hat sich innerhalb der christlichen Welt von heute eine starke Entfremdung
vollzogen. Was wissen zum Beispiel Protestanten noch von
St. Martin, den sie immer am 10. November
(dem Geburtstag Martin Luthers) anstatt
am 11. November feiern, oder vom Heiligen Andreas
oder St. Nikolaus?
Der ursprüngliche Weihnachtsfestkreis vom
11.11. bis zum 2.2. hat sich inzwischen stark verkürzt oder verschoben.
So ist die kommerzielle "Weihnachtssaison" schon am Heiligen Abend zu Ende
(abgesehen von den Umtauschorgien nach den Weihnachtstagen), beginnt dafür
aber mittlerweile Ende August, spätestens Anfang September. Wenn allerdings
"die Leute" dabei nicht mittäten, käme vielleicht wieder der
ursprüngliche Sinn eienr christlich geprägten Weihnachtszeit zum
Tragen.
Unter christlichem Einfluß ist die Übergangsphase vom Sommer zum
Winter durch eine zunächst sechswöchige und im Westen später
vierwöchige Fasten- und Adventszeit markiert worden, um auf die "Ankunft
des Herrn" (=Advent) vorzubereiten. Fasten ist ein in vielen Religionen
geübtes Mittel zur Buße und inneren Einkehr vor einem herausragenden
Ereignis.
Der Weihnachtszyklus schließt mit der 40-tägigen "Reinigungszeit"
Marias am 2. Februar ab, bevor - nach einem turbulenten Intermezzo der
Karnevalszeit - der Osterzyklus mit einer
40-tägigen Fastenzeit vor der Osterwoche
beginnt.
Haben Sie in diesen Tagen auch einen Gottesdienst mit eingeplant? Wenn nicht, wäre es vielleicht eine gute Gelegenheit, einmal wieder hinzugehen. Bei uns sind jedenfalls alle ganz herzlich willkommen.