Wie es sich nun für
eine ordentliche Weihnachtsgeschichte gehört, wird Herr Kaddig einen
Weg suchen, seine Johanna mit Mantel und Schuhen zu überraschen.
Man stellt sich dem Filialleiter vor. "Ja, Herr Kaddig!" sagte dieser,
"Prächtig, wirklich prächtig!" und musterte ihn immer wieder aufs
Neue. "Dieser Bauch, Ihre Stimme - alles einmalig, Herr Kaddig!" Herr Kaddig
hatte gar nicht viel gesagt, aber es schien zu genügen. Die Sekretärin
maß noch schnell seinen prächtigen Bauch, dann gab man sich die
Hand. "Bis Samstag dann, Herr Kaddig!" Und schon stand er wieder auf der
Straße. Na ja, viel würde es ja nicht sein, aber reichen
müßte es, dreimal in der Woche ein paar Stunden - und Spaß
machen würde es auch!
Johanna kam ganz geschafft nach Hause. "Da wird es von Tag zu Tag schlimmer!
Wer weiß, wo das noch hinführt, und das so kurz vorm Fest!" klagte
sie in ihrer großmütterlichen Art, obwohl sie eigentlich gar keine
Großmutter war. Die Rede war von der Familie, bei der sie als
Hausangestellte arbeitete. Mann und Frau, zwei Kinder, stattliches Haus,
große Firma in Familienbesitz - da blieb anscheinend, wie Johanna immer
wieder erzählte, keine Zeit füreinander. "Die Kinder sind ja immer
die Leidtragenden..." Herr Kaddig freute sich indessen auf Samstag. "...
und am Samstag, wenn ich wieder da bin, geht das sicherlich wieder
weiter!"
© M.B. 1997