"Sie haben ihr also
einen Birnenkuchen gebacken und sie haben sich vertragen?!" Der junge Mann
guckte den Weihnachtsmann an wie ein Auto. "Woher wissen Sie das?" "Na, ich
bin eben der Weihnachtsmann", sagte Herr Kaddig stolz. Er genoß es,
den jungen Kerl sprachlos zu sehen. "Sie übebrraschen mich immer wieder!"
lachte Herr Jansen. Es war schön, ihn lachen zu sehen. "Vertragen ist
aber übertrieben. Wir haben eine ganze Nacht lang geredet über
Pfützen und Kuchen, sie wissen schon..." Herr Kaddig nickte. "Und ich
glaube, da ist einiges bei herumgekommen. Dinge, von denen ich nichts
wußte, sie nichts wußte. - Und wie ist es bei Ihnen gewesen und
der Nachbarstochter?" "Genauso. Nach der Erntezeit hat sie mich morgens immer
mitgenommen. Wir haben uns förmlich abgepaßt. Ganz in Ruhe gelassen
haben wir uns trotzdem nie, bei jeder Gelegenheit ... nun ja." "Erzählen
Sie doch weiter!" "Na, was gibt es da zu erzählen, da gab es eben noch
den Hans Brügge, ihren Verehrer. Natürlich auch ein Bauerskind.
Groß, stark, recht wohlhabend - eben alles, was ich nicht war. Deshalb
habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, daß sie mir etwas bedeuten
könnte, bis dann ihre Pfützen irgendwann aufhörten. Sie war
eben mit dem Hans beschäftigt. Und ich kann Ihnen sagen, da erst fehlte
mir etwas. So ist es bei Ihnen und Ihrer Frau doch auch, oder? Nur Harmonie
und Friede, Freude, ... sie wissen schon, gibt es nicht, glauben Sie einem
alten Mann. Aber wenn die Pfützen zu tief werden und der Birnenkuchen
zu versalzen, dann, ja dann ... ist nix mehr, obwohl jeder es eigentlich
will. Das ist ganz einfach!" Den jungen Mann nahmen die Schilderungen des
Weihnachtsmannes sichtlich mit, ganz gerührt.
"Und dann habe ich mich zusammengenommen und ihr alles gesagt, morgens auf
dem Melkwagen, zwischen all den klappernden Kannen. Wann haben
Sie Ihrer Frau das letzte Mal gesagt, daß Sie sie lieben?"
Der junge Mann mußte nachdenken und sah, wie der alte Weihnachtsmnann
dasaß und wissend nickte.
"Und? Was ist aus Ihnen und der Tochter des Bauern geworden?" fragte er.
"Na, geheiratet habe ich sie. Und das schon vor bald 47 Jahren!"
Irgendwie war an dieser Stelle alles gesagt. Herr Kaddig lehnte sich wieder
geräuschvoll zurück. Der junge Mann neben ihm schwieg. Die teuren
Schuhe, der tolle Mantel, der dicke Terminkalender, sein Handy piepste. Er
entschuldigte sich - "das Büro" und ging. Dann fragte er noch, ob der
Weihnachtsmann am Samstag auch hier sei.
© M.B. 1997